Melaka, dieser Ort irgendwo in Asien, den man nur durch die Melakastraße kennt. Jene Straße ist die Meerenge zwischen Malaysia und Sumatra durch die sich täglich genug Schiffe drücken, um die Straße zur am dichtesten befahreren weltweit zu erheben. Vor vielen Jahrhunderten war Melaka noch ein Fischerdorf. Der Hinduprinz Parameswara befand sich im 15. Jahrhundert auf der Flucht aus Temasik, dem heutigen Singapur. Zur Rast ruhte er mit seinem kleinen Gefolge in der Nähe eines Fischerdorfes. Seine Jagdhunde rangen mit einem Hirschferkel, unterlagen jedoch und wurden von diesem in den Fluss geworfen. Der Prinz war sichtlich beeindruckt. Er fragte seine Begleiter nach dem Namen des Baumes, unter dem er saß. Es war der Melakabaum und diesen Namen wollte er dem Geschehen zu Ehren der neuen Siedlung geben, die er an ebendieser Flussmündung gründete.
Stimmt!
Malaysia scheint sich alle Mühe zu geben, um uns zu gefallen, indem es uns zum Ende Melaka vorsetzt. Die Stadt ist völlig verrückt. Ein Museum reiht sich an das andere. Um den Touristen das volle Programm zu bieten, haben die wohl zu ordinären Trishaws das ganze Gefährt in ein buntes Kissen-und-Kuscheltier-Monstrum verwandelt. Sie blinken auch, wie ein Weihnachtsbaum. Die Musik, die aus ihren Boxen dröhnt, lässt sie dann eher wie fahrende Discos erscheinen.
Fahrende Discos.
Es gibt wieder reichlich Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Chinatown, dort wo unser Hostel liegt, zählt im Grunde schon dazu. Wie immer geht es hier beinahe schon chinesischer zu als in China. Am Wochenende beherrscht der Nachtmarkt die Straßen, auf dem man neben allerlei Köstlichkeiten wie in Honig glasiertes Hähnchen oder geschälte Kokosnüsse auch jeden Schnickschnack erbeuten kann, für den man zu Hause extra eine unaufgeräumte Kiste bereit hält. Und Flipflops, meine „neuen“ aus Bangkok geben den Geist auf.
Tagsüber sollte man sich nicht notwendigerweise vor die Tür wagen, denn es ist sehr sehr heiß. Tatsächlich bin ich froh, dass wir zum Ende der Regenzeit hier sind, so kühlt es immerhin noch etwas ab zum Abend. Die Häuser am Fluss spenden nur widerwillig Schatten, aber es lohnt sich dem geschäftigen Treiben der Straßen zum stillen Fluss zu entfliehen.
Melaka ist in der Vergangenheit von Herrscher zu Herrscher weitergereicht worden. Im 14. Jahrhundert breitete sich der islamische Glauben in der Region aus. Die günstige Lage von Melaka hat ihr übriges dazu beigetragen, dass viele Bewohner des malaiischen Archipels nach und nach den islamischen Glauben annahmen, nachdem such Der Sultan von Melaka konvertiert war. Anfang des 16. Jahrhunderts landeten die Portugiesen, errichteten einen Stützpunkt und brachten ihre Version von Wohlstand und Frieden (also für Portugal). Nach etwa 150 Jahren übernahmen die Niederlande und weitere 150 Jahre später die Briten bis 1957 in Melaka die Unabhängigkeit proklamiert wurde. Über Jahrhunderte hinweg besaß Melaka einen der wichtigsten Häfen der Welt durch seine günstige Position an der Meerenge, heute ist dieser Fokus nach Singapur gerückt. Übrig geblieben ist eine bunte Stadt.
Es ist ein weiter Weg nach Hause.
All diese Vielfalt kann man bis heute beobachten. Am besten schließt man sich einer zweistündigen Stadttour an und wird zu allen wichtigen Plätzen geführt. Wir erfahren auch, was es mit dem Spruch Don’t mess with Melaka auf sich hat. An Anlehnung an einen ähnlichen Spruch aus Texas, möchte man die Menschen auf das Müllproblem aufmerksam machen, nachdem alle geduldigen Versuche gescheitert sind. Es scheint zu funktionieren, denn die Stadt ist selbst für malaysische Verhältnisse ungewöhnlich sauber.
Am Nachmittag nach der Tour will mir mein Körper etwas mitteilen, es beginnt mit Schmerzen in der Hüfte. Völlig ausgelaugt verbringe ich den Rest des Tages im Bett und fühle mich keinen Deut besser. Julia begleitet mich in ein Krankenhaus, wo man leichtes Fieber und geschwollene Lendenlymphknoten feststellt. Da hat es wohl ein fieser Moskito zu gut mit mir gemeint. Die Lymphknoten sind ein faszinierendes System, aber damit sie die ganze Arbeit nicht allein machen müssen, gibt es noch Antibiotika und diverse andere Tabletten, um dem Moskito zu zeigen, wo der Hammer hängt. Leider hänge ich dann auch, vor allem im Bett rum.
Die Überreste der alten Stadtmauer.
In Melaka kann man sich an Museen einfach nicht satt sehen. Die Stadt gibt sich die größte Mühe uns ihre Geschichte zu präsentieren. Kühle Luft kann man sich in den unzähligen, klimatisierten Einkaufszentren verschaffen. In der Stadt ist jede Kultur vertreten, aber besonders die indische hinterlässt einen vorzüglichen kulinarischen Fußabdruck. Derartig köstliches (und scharfes) Essen ist mir noch nicht begegnet. Allerdings war ich bisher auch noch nicht in Indien.