Als die Briten ihre Herrschaft in Malaysia begannen, entdeckten sie die Cameron Highlands für sich. Das angenehm kühle Bergklima hat sie wohl an ihre Heimat denken lassen. Passenderweise eignet sich dieses Klima hervorragend, um Tee und Erdbeeren anzubauen. Um es noch britischer zu machen, sei gesagt, dass hier nur Schwarztee geerntet wird.
In der größten Ortschaft Tanah Rata, die sich eng an der einzigen großen Straße der Highlands schmiegt, schlagen wir unsere Basis auf. Wir haben nichts im Voraus gebucht und vertrauen auf unser Glück, dass es schon irgendwo zwei Betten für uns geben wird. Das erste Hostel sieht aus als würde es der Regenzeit nicht standhalten können und hat obendrein noch muffige Zimmer, nein danke. Nummer zwei ist umso hübscher und warnt witzigerweise sogar davor, dass der Hund nachts die Schuhe klaut, wenn man so unachtsam ist, diese im Freien stehen zu lassen. Nehmen wir.
Für den nächsten Tag nehmen wir an der Tour zu den Teeplantagen teil. Muss man gemacht haben, kein Scherz. Bei angemessener Witterung liegt eine dünne Wolkendecke über den Bergen. Wir sind hier auf einer Höhe von über 1500 Metern, das ist für die Wolken bei dieser Feuchtigkeit nicht besonders schwer. Was uns aber wirklich den Atem verschlägt ist der Nebel über den sattgrünen Feldern. Daran kann man sich nicht satt sehen, das passendste Wortspiel, das mir hierzu einfällt.
In dem feuchten und kühlen Klima gedeiht unter anderem auch Moos und das ist deshalb interessant, weil es den bemoosten Wald gibt. Das Moos wächst überall, auf den Stämmen, den Ästen, ja sogar auf dem Blätterdach über uns. Eigentlich würde ich dann auch eine Hexenhütte auf Hühnerfüßen erwarten, kann aber keine finden. Wir sind jedenfalls froh unsere Wanderschuhe zu tragen, denn mitunter versinken wir knöcheltief im Schlamm. Aber es kommt noch dicker, also die Schlammschicht. Nach einem späten Mittagessen auf der Erdbeerfarm, ich scherze noch immer nicht, schließt sich uns ein englisches Pärchen an und wir beginnen zusammen den Rückweg nach Tanah Rata. Der Rückweg geht durch den Dschungel und dauert angeblich nur zwei Stunden. Da wir allesamt einen Abschluss von der Universität besitzen, haben wir natürlich nicht daran gedacht uns eine Karte zu beschaffen. Meine Offlinekarten von OpenStreetMaps sind nur bedingt hilfreich. Wir werfen einen Blick darauf und sagen „Hey, die zweite Abzweigung müssen wir nach rechts“. Als ob man im Dschungel eine Abzweigung sehen könnte. Was hat uns da nur geritten? Die karge Beschilderung war um einiges hilfreicher, auch wenn sie ständig angegeben hat, dass noch 500 m zu laufen sind. Es geht immer bergauf und bergab auf sehr rutschigen, matschigen Pfaden, die sich der Wald Stück für Stück zurück erobert. Es ist unglaublich anstrengend und wir kommen nur sehr langsam voran. Spätestens aber als wir in einem kleinen Fluss stehen und nur die Affen und Vögel um uns herum für Geräusche sorgen, fühlen wir uns wie Indiana Jones. Auf der Karte kann ich uns schon lange nicht mehr finden, also geht es weiter durch das grüne Dickicht. Versteht mich nicht falsch. Auch wenn es furchtbar kräftezehrend ist, macht es doch viel Spaß und ist einfach atemberaubend, nicht nur wegen der Anstrengung. Bald erreichen wir den höchsten Punkt mit Aussicht und können in der Ferne Häuser ausmachen. Na dann auf in diese Richtung. Als wir den Wald verlassen, haben wir etwa zwei Kilometer auf der Karte zurück gelegt, Höhenmeter nicht eingerechnet. Dafür haben wir mehr als zwei Stunden gebraucht und wir sind nur ein Stück des Weges gegangen, den wir uns eigentlich vorgenommen hatten. Allerdings wird es in weniger als zwei Stunden dunkel, auf dem geplanten Weg wären wir noch im Dschungel gewesen. Just als wir wenig später Tanah Rata erreichen, fängt der allabendliche Regen an und säubert den gröbsten Schmutz von unseren Kleidern. Am nächsten Tag müssen wir leider wieder abreisen und unseren lieb gewonnenen englischen Freunden Lebe wohl sagen.