Es murmelt

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​Immer, wenn man mit dem Flugzeug in ein anderes Land reist, ist dort alles völlig anders, als würde man eine andere Welt betreten. Im Grunde tun wir das auch, arbeiten wir uns doch durch die verschiedenen Religionen. Während Russland sehr christlich, China und Indochina vor allem buddhistisch sind, ist Malaysia besonders islamisch geprägt. Man sieht es überall, immer schwingt etwas orientalisches mit. Gleichzeitig ist die Hauptstadt Kuala Lumpur ein wahrer Schmelztiegel der Kulturen. Für eine Großstadt ist es ungewöhnlicher Weise das Gegenteil von laut, natürlich ist es nicht still, aber uns fallen eben auch nicht die Ohren ab wie zuvor in anderen Städten. Ein Murmeln geht durch die Stadt, egal wo man sich befindet. Es ist voll, aber nicht überfüllt. Es ist warm, aber nicht heiß. Man wird von Händlern und Fahrern angesprochen, aber in Ruhe gelassen, wenn man höflich verneint. Da Malaysia einst zum britischen Commonwealth gehörte, sprechen die meisten sehr gut Englisch. Man ist weit von daheim entfernt und fühlt sich doch aufgehoben. Multikulturell ist das passende Wort, um diese Stadt zu charakterisieren.

In die Batuhöhlen im Norden der Stadt hat man einen Hindutempel gesetzt, der aber auch von vielen Muslimen und Chinesen besucht wird. Auf jeden Fall ist er eine Reise wert. Unser Hostel liegt mitten in Chinatown und angesichts der Vorbereitungen für das chinesische Neujahr ist hier immer was los. Wenn uns der Hunger plagt, müssen wir nur einen Schritt zur Tür hinaus tun und zum Markt schlendern. Wenn wir auf dem Weg dorthin noch nichts gefunden haben, gibt es spätestens dort etwas zum Schlemmen. Endlich kann ich wieder Quay Tiao essen, was ich bereits vor vier Jahren in Indonesien lieb gewonnen hatte. Die Vermischung der Kulturen hat auch zur Folge, dass es hier eine sehr bunte Palette an sehr gutem und gleichzeitig günstigem Essen gibt. Hier kann man auch Durian in kleinen Portionen bekommen. Durian, die Königin der Früchte, ist recht groß und mit kurzen Stacheln bewachsen. Der Geruch ist nicht unbedingt attraktiv, aber der Geschmack ist himmlisch. Wenn man sie mag. Bei der Durian gibt es eine einfache Regel: entweder liebt man sie oder man hasst sie. Auf Julia trifft letzteres zu, meine Einstellung sollte mittlerweile jedem klar geworden sein.


Was man so alles bei den Batuhöhlen findet, unter anderem ein neues Henna-Tattoo.

Jeden Abend regnet es. Nein, alles Wasser der Erde ergießt sich über uns, Monsun halt. Der Regen dauert aber nie lange an und kühlt die Umgebung auf eine angenehme Temperatur.

Selbst unerfreuliche Ereignisse können uns Kuala Lumpur nicht vermiesen. Eines Abends holt sich Julia eine Lebensmittelvergiftung, wegen jener wir dann auch nachts in ein Krankenhaus fahren müssen. Krankenhäuser im Ausland sind immer so eine Sache und man beginnt dann abzuwägen, bis man es nicht mehr aushält. Allerdings hat Malaysia und insbesondere Kuala Lumpur einen hohen medizinischen Standard. Das Krankenhaus wirkt auf den ersten Blick auch eher wie ein Hotel und bietet vom Eingangsbereich einen hervorragenden Blick auf die Petronas Zwilingstürme..  Im Krankenhaus sind alle Angestellten geduldig und rücksichtsvoll, da will man diesen Ort am liebsten nicht mehr verlassen. Julia verordnet sich für die nächsten beiden Tage Bettruhe. Nachdem ich mich ausgeschlafen habe, wir es Zeit für das Nationalmuseum, das überraschend gut über die malaysische Geschichte aufklärt. Überraschend ist vor allem, dass sie beim eigentlichen Ursprung beginnen und 540 Millionen Jahre alte Sedimentgesteine ausstellen. Da schlägt doch mein Geologenherz höher. Die jüngere Geschichte des Kolonialismus zwischen den islamischen Reichen, den Holländern und Briten ist allerdings immer noch sehr komplex und ich komme bis heute nicht dahinter.


Edle Geschöpfe finden sich im Vogelpark.

Wo wir schon bei Museen sind, kann ich auch gleich noch vom Museum für Islamische Kunst schwärmen. Im Inneren beginnt die Ausstellung mit den verschiedensten Baustilen von Moscheen. Allen gemein ist, dass sie sich an der großen Moschee von Mekka orientieren und die Quiba, eine Nische im Gebetsraum nach Mekka ausgerichtet ist. In diese Richtung werden die Gebete gesprochen. Es folgt eine Galerie mit wunderschönen Ausgaben des Korans, natürlich auf arabisch. Es heißt, es sei segensreicher den Koran im Original zu lesen, selbst wenn man kein arabisch versteht, anstatt eine verzerrende Übersetzung zu nutzen. Das erinnert mich doch wieder an die Bibel, deren Übersetzung aus dem Hebräischen einige Wortbedeutungen verschwimmen lässt.


KL-Tower und die Petronas-Zwillingstürme: Pflichtprogramm in Kuala Lumpur.

Ihr seht, in Kuala Lumpur kann man viel erleben. Wir sind unfreiwillig länger geblieben und konnten die Stadt trotzdem in vollen Zügen genießen.

2 Antworten

  1. Lilo Hartung

    Ich beneide dich um deinen EßGENUß; das ist ja schon wie Sex! Dieter ist ja auch immer neugierig auf fremde Speisen, ich leider nie. Ich kann mich nur selten überwinden, etwas mir Fremdes zu essen. Also hindert mich nicht nur mein Alter vor eurer Art des Reisens. Ich würde schlicht verhungern! Aber es macht rießigen Spaß, mit euch huckepack zu reisen!

    • Christian Böhnke

      Das Timing könnte besser nicht sein: Wir hatten gerade Pizza.