Von Regen, Flut und Atlantis

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​“Kennst du Tabaluga? Das spielen wir jetzt“, sagt Julia, tapst auf ihren Wanderschuhen durch den Matsch und versucht nur die weniger nassen Inselchen zu treffen. Ironischerweise sind wir bereits bis auf die Knochen vom Regen durchweicht. Es gab Wasser von oben, Wasser von der Seite und manchmal auch Wasser von unten, würde Forest Gump jetzt sagen.

Zentralvietnam wird geflutet. Es ist das Ende der Regenzeit und anstatt gelgentlicher Schauer regnet es wochenlang durch. Die Innenstadt von Hoi An steht bereits unter Wasser, die Taxifahrer sind auf Boote umgestiegen. In Hue fängt es gerade an ungemütlich zu werden. Seit Tagen regnet es unaufhörlich und an einigen Stellen tritt der Parfümfluss bereits über die Ufer. Es gibt keine Überflutungsebene, das Wasser kann also direkt in die Stadt fließen.

Der Besuch in der Zitadelle fällt auch anders aus, als erhofft. Teile der alten Anlage stehen unter Wasser. Was wir für zuerst für einen Teich gehalten haben, entpuppt sich als geflutete Terasse. Aber die Zitadelle ist trotzdem schön anzusehen. Sie wurde Anfang des 19. Jahrhunderts damaligen Begründer der Nguyễn-Dynastie nach dem Vorbild der Verbotenen Stadt in Peking errichtet. Die Zitadelle erlitt gravierende Schäden, als die Vietnamesen Hue im Zuge der Tet-Offensive von den USA zurück eroberten. Ein Großteil davon konnte bereits wieder restauriert werden, an anderen Stellen sind die Arbeiten noch nicht abgeschlossen.

Hue hätte auch noch die Thien Mu-Pagode und die Kaisergräber entlang des Flusses zu bieten. Wie gesagt, entlang des Flusses, das könnte eine nasse Angelegenheit werden. Es ist eigentlich sehr schade, denn Hue ist eine angenehme Stadt, die uns bei besserem Wetter sicher vollständig in ihren Bann gezogen hätte.

Beinahe schwimmend machen wir uns auf den Rückweg zum Hostel. Wir wussten zwar um das schlechte Wetter in dieser Gegend, aber nicht, dass es immer noch so schlimm ist. Wir spielen ernsthaft mit dem Gedanken, unseren Aufenthalt in Hue zu verkürzen. Angeblich ist die Bahnverbindung nach Süden bereits wegen des Wetters unterbrochen; ungünstig, denn Hoi An liegt weiter südlich und wäre die nächste Station. Der Gedanke an das möglicherweise kommende Hochwasser, was ja in Hoi An bereits der Fall ist, behagt uns nicht und wir beschließen, am nächsten Abend mit dem Flugzeug gleich nach Saigon auszuweichen.

  1. Lilo Hartung

    Da habt ihr die richtigen Schuhe an. Ich wünsche euch ein bisschen Sonnenschein und ganz viel Glück weiterhin!