Die Pilgerfahrt von Sapa

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Endlich wieder Zug fahren, endlich wieder warm anziehen. Zugegeben, wir haben das Reisen mit dem Zug für uns entdeckt. Und die warmen Sachen haben viele Wochen unnütz im Rucksack gelegen. Sapa ist genau der richtige Ort, um sich wieder auszutoben. Wir steigen abends um zehn in den Nachtzug nach Lao Cai, so weit im Norden Vietnams, dass es beinahe schon in China liegt. Es ist eine furchtbare Nacht, denn statt um 6:30 Uhr fährt der Zug bereits 5:30 Uhr in Lao Cai ein und die Schäfchen, die ich im Schlaf gezählt habe, werden unsanft in die Flucht geschlagen.

Man setzt uns eine Stunde später vor der Kirche in Sapa ab und da stehen wir nun und haben keine Ahnung, wie wir unseren Reiseführer finden. Den Kontakt gab es nur über Facebook und wir sind einfach viel zu früh dran. Zitternd vor Kälte warten vor der Kirche bis uns Su zusammen mit ihrer kleinen Tochter einsammelt. Zuerst gibt es Frühstück, natürlich Pho, und dann geht es auch schon los in die Berge. Vorbei an Bambus, winzigen Bergdörfern und mit einer großartigen Aussicht auf die Reisfelder im Tal wandern wir über die Pässe. Des Öfteren huschen Hühner über den Weg, während sich die Schweine und Ferkel daneben ausruhen und faulenzen. Zur Stärkung gibt es Zuckerrohr, den man kaut, um an den Saft zu kommen. Wenn ihr mal wie ein Schlumpf aussehen wollt, kann ich die Blätter der Indigopflanze sehr empfehlen. Macht die Hände nass und zerreibt die Blätter kräftig für mehrere Minuten, irgendwann im Laufe des Tages wird und bleibt es blau.

Die Berge Nordvietnams sind die Heimat einiger indigener Völker wie der Hmong (unser Guide Su ist eine Hmong), Tay, Dao und Zay. Einige der Stammesangehörigen tragen auch noch die traditionelle Kleidung, allen voran die Guides und Verkäuferinnen. Bis heute hat sich auch das traditionelle Handwerk erhalten, besonders die Schals, Tücher, Bänder, Decken und Taschen sind eine Augenweide und hervorragend verarbeitet. Wenn wir nur größere Taschen hätten…

Entgegen aller Erwartungen ist es in den Bergen um Sapa tagsüber nicht kalt und das Wandern heizt uns ordentlich ein. Umso schöner und erfrischender ist am Ende des Tages das Bad im Becken des Wasserfall. Geschichten von anderen Reisenden und mehrere Gläser Happy Water heben die Stimmung und schaukeln uns in die Nacht.

Am nächsten Tag steht noch einmal viel Wandern durch die Reisfelder und Dörfer der Bergvölker auf dem Programm. Zur Krönung des Tages besuchen wir Su’s Familie in ihrem Dorf und werden abends auf Motorrädern zurück nach Sapa gefahren. Dort ist unser kurzes Abenteuer auch schon zu Ende. Wenige Stunden später steigen wir in den Nachtzug, der uns nach Hanoi zurück bringt.

Ein kühles Bad beim Wasserfall?

  1. Lilo Hartung

    Bei einem solchen Bervolk waren wir auch einmal. Alle Häuser auf Stelzen, keine bettelnden Kinder, das kannten sie wohl noch nicht. Ganz einfaches Leben mit einer Schneiderwerkstadt im offenen Wohnzimmer, mehrter Kinder in Wiegen unter den Tischen.