Hanoisy

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Mir fällt kein besseres Wort ein, um Hanoi zu beschreiben als mit Hanoisy. Denn genau das ist es: laut, voll und scheinbar chaotisch. Endgültig haben wir den Beweis erhalten, dass Ampeln nur Empfehlungen, keinesfalls aber Richtlinien sind. Nirgendwo, nicht einmal in China oder Thailand, sind mir so viele Mopeds begegnet. Nach dem Besuch bei der kambodschanischen Botschaft hätte mich beinahe eins erwischt, auf dem Gehsteig. Zu den Gesteigen komme ich noch. Wenn ich zuerst nach Hanoi und nicht vorher durch China gereist wäre, hätte mich hier der Schlag getroffen. Aber dem ist nicht so, an den Verkehr haben wir uns größtenteils schon gewöhnt. Wenn man die Straße überqueren will, muss man sie betreten und in Kauf nehmen, dass Autos, Busse und Mopeds nicht anhalten, sondern sich vor und hinter einem vorbei drücken. Alles ist im Fluss, nichts bleibt stehen, weder der Verkehr noch die Menschen. Die Stadt saugt das Leben ein und atmet Lärm wieder aus. Wenn man diesen Umstand akzeptiert hat, lässt es sich hier wunderbar aushalten. Wenn uns der Lärm zu viel wird, spazieren wir zum See. Wenn uns die Altstadt ungemütlich wird, gehen wir in das französische Viertel in einen sehr kleinen und unscheinbaren Tempelkomplex, wo sich die Vietnamesen nach der Arbeit treffen und Fußball mit einem Federball spielen.


Die Gehsteige, die hatte ich euch versprochen. Nun, es scheint keine zu geben. Das, was wir als Gehsteig empfinden, ist hier mehr der Parkplatz für Mopeds und die Verlängerung der Geschäfte in Richtung Straße. An allen Ecken und Enden werden Waren feil geboten, jeder Verkäufer versucht die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich zu ziehen. Sehr häufig trifft man auf Frauen, die entweder ein voll beladenes Fahrrad als Verkaufsstand besitzen oder ihre Waren, mehrheitlich Obst, an einer Bambusstange über der Schulter tragen. Und diese Stangen wiegen schwer, es muss sehr anstrengend sein, die Körbe früh morgens auf dem Markt zu befüllen und bis spät in die Nacht herumzutragen.


Man wird aber nicht nur von den Verkäufern zu jeder Tagesform angesprochen, das gleiche tun auch alle Restaurantbesitzer, um ihre Sitze zu füllen. Die meisten davon lassen wir jedoch links liegen und spazieren oft in sehr kleine Lokale, dort gibt es stets die beste Pho. Pho, das ist das Hauptgericht, eine kräftige Nudelsuppe mit Rind, Schwein oder was gerade gewünscht wird.


Restaurants gibt es in jedem Viertel, die wiederum immer nur bestimmte Geschäfte enthalten. Unsere Unterkunft lag zum Beispiel an der Metallwarenstraße, wo von Eisenstangen über Teesiebe bis zu Dunstabzügen alles verkauft und zurecht gesägt wurde. Auf dem Weg in das Barviertel müssen wir durch die Stoff- und Spielzeugstraße gehen.

Wie gesagt, diese Stadt ist ein Organismus. Es ist äußerst lebhaft und der Verkehr hat uns dermaßen geprägt, dass uns Kreuzungen daheim langweilig erscheinen werden. Hanoi ist eine tolle Stadt, ich hatte sie völlig unterschätzt und bin froh, dass meine Erwartungen mehr als übertroffen wurden.