Apocalypse Now scheint der passende Film zu sein, den man in Indochina sehen sollte. Es geht dort um einen abtrünnigen Colonel im Vietnamkrieg. Es ist keine leichte Kost, klärt aber gut über die finsteren Jahre auf, die diese Region erlebt hat. Vor allem aber ist der Film ein landschaftliches Erlebnis, denn der Protagonist, gespielt von Martin Sheen, fährt den Mekong hinauf, um jenen abtrünnigen Colonel zu töten.
Es gibt zwei Möglichkeiten von Huayxai aus nach Luang Prabang zu gelangen: Mit dem Bus oder mit dem Boot. Wir haben uns für den Fluss entschieden, wie die meisten, und ständig geistern mir die Filmszenen durch den Kopf. Allerdings ist wie so oft ist dieser Film natürlich nicht dort gedreht worden, wo die Handlung angesiedelt ist.
Wer es sehr abenteuerlich mag, kann in Huayxai auch das Speedboat nehmen. Dafür muss man sich aber einen Motorradhelm aufsetzen und diese Anspielung auf den Fahrstil genügt mir, um auf keinen Fall einen Fuß auf dieses Boot zu setzen. Das Slowboat braucht zwei Tage nach Luang Prabang. Es ist ein sehr sehr langer Kahn mit Zweierreihen aus Autositzen auf jeder Seite. Das Gepäck wird am Heck neben dem riesigen Motor verstaut, der so laut ist, dass ich selbst vorne gar nicht erst meine Kopfhörer aufsetzen muss, der Motor dröhnt lauter. Endlich haben wir wieder Zeit zum Lesen. Julia nimmt es sich sehr zu Herzen und atmet an einem Tag zwei Drittel des Buches ein. Ganz so schnell bin ich nicht, meins hat dafür zu viele Seiten. Nirgendwo in Afrika, kann ich sehr empfehlen.
Wenn wir gerade nicht lesen, unterhalten wir uns. Wenn man schon zwei Tage auf einem Boot eingesperrt ist, kann man auch mit den anderen Insassen reden. Und wenn die Zunge dafür nicht locker genug sitzt, dann hilft etwas laotischer Whiskey.
In Pak Beng legen wir für die Nacht an. Entgegen der Empfehlung des Bootsmanns haben wir nichts für Pak Beng gebucht und nehmen ein Zimmer im ersten Hostel. Es ist ein kleiner Ort, der vor allem von den Reisenden lebt, die zwischen Luang Prabang und Huayxai unterwegs sind. Es scheint, als wäre man nur auf einem größeren Boot, denn ständig läuft man den anderen Passagieren über den Weg.
Touristen, überall Touristen.
In Laos gibt es noch keine Züge, auch wenn über dieses Projekt nachgedacht wurde. Die Flüsse sind damit sehr wichtige Verkehrsstraßen. Das Boot hält einige Male an, um Passagiere aufzunehmen oder aussteigen zu lassen, manchmal bleibt es dabei auch im Uferschlamm stecken. Wo das Ufer zum Anlegen nicht geeignet ist, wird man auch mit einem kleinen Kahn zum Boot gefahren. Für uns ist die Landschaft einzigartig. Der Mekong ist ein gewaltiger Strom, der für einen Fluss dieser Größe sehr schnell fließt. Überall ragen Felsen aus dem Wasser und häufig muss das Boot nicht nur diesen sondern auch auch den zahlreichen Stromschnellen ausweichen. Nirgendwo sonst habe ich so viele Reiseführer von Lonely Planet auf einmal gesehen. Das ist wohl ein Zeichen dafür, dass sie eine einzigartige Reisebeschreibung bieten (stimmt auch) und dass diese Bootsgeemeinschaft für zwei Tage unser Zuhause ist.
Es ist eine schöne Reise auf dem Fluss. Das soll jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass es trotzdem anstrengend ist. Tagsüber brennt die Sonne sehr heiß, vom ständigen Sitzen schmerzt der Allerwerteste und einige Passgiere haben immer noch nicht verstanden, dass der Bottich für die Toilettenspülung nicht überlaufen sollte, also der Boden der Toilette nasser erscheint als der uns umgebende Fluss.