Evil Butterflies

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Vor einigen Jahren war hier in Huay Xai noch mehr los. Denn damals gab es noch keinen direkten Bus über die thailändisch-laotische Grenze. Die Anreise warmühselig  und die Leute sind länger hier geblieben. Heute kommen die Meisten nur noch aus zwei Gründen hierher: Um an der Gibbon-Experience teilzunehmen oder das Boot nach Luang Prabang zu erwischen. Zugegeben, wir tun das gleiche, sogar in dieser Reihenfolge. Aber erst gönnen wir uns einen Tag Pause, Grenzübergänge machen müde.

Just an diesem faulen Tag spazieren Julie und Martin in unser Hostel. Beide hatten wir zuletzt im Zug in die Mongolei gesehen. Der Spruch, dass man sich immer zweimal im Leben sieht, hat seine Berechtigung. Beide kommen gerade von der Gibbon-Experience und vermutlich ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, ein paar Worte darüber zu verlieren.

Um der massiven Ausbeutung und Zerstörung des Regenwalds Einhalt zu gebieten, wurde in der Provinz Bokeo ein großes Stück Land unter Naturschutz gestellt. Gleichzeitig versucht Laos sich attraktiv für den Ökutourismus aufzustellen. Um den Naturschutz zu finanzieren, werden Touren durch den Dschungel angeboten. Darunter fallen solche wie die Gibbon-Experience und man kann zwischen drei verschiedenen Optionen wählen, mit etwas Glück sieht man sogar Gibbons. Aufgrund unserer späten Planung ist nur noch die Expressvariante verfügbar. Bei dieser wandern wir etwa zwei Stunden in den Dschungel hinein, vor allem bergauf. Das Highlight dieser Tour sind die Ziplines, lange Stahlkabel, an denen man über die Schluchten fliegt. Das Prinzip ist einfach: An einem Klettergurt hängen die Sicherungsleine, die man immer zuerst an Kabel einhängt, und die Rolle. Über der Rolle ist ein Stück von einem Reifen befestigt, mit dem man bremst. Bei steil gespannten Kabenl ist das auch bitter nötig, weil man sehr schnell werden kann. Bei einer flachen Spannung kann man als ungeübte, wie wir, froh sein überhaupt das Ende des Kabels zu erreichen. Ansonsten heißt es umdrehen und bis zum Ende ziehen. Wenn man sehr langsam ist, lohnt sich die Tandemfahrt, bei der man sich zu zweit einhängt, um schneller zu werden.

Eine wunderbare Art der Fortbewegung.

In unserer Gruppe sind 13 Teilnehmer und allesamt haben wir ein breites Grinsen auf dem Gesicht als uns allen das Adrenalin durch den Körper pumpt. Auf dieser Tour lernt man sich sehr gut kennen, denn man teilt nicht nur die Glücksmomente, sondern auch die Aufregung und manchmal auch den Schmerz, wenn sich jemand leicht verletzt. Immerhin sind wir im Dschungel. Hier gibt es neben aufdringlichen Moskitos auch andere nicht ungefährliche Tiere. Julia machte am letzten Tag Bekanntschaft mit einer winzigen Raupe, die nur kurz über ihren Unterarm krabbelte. Das hat gereihht, denn jetzt ist die Haut gerötet undangeschwollenk wie nach einem Mückenstich. Am Beeindruckendsten sind aber die Schmetterlinge, in allen Formen, Farben und Größen. Menschen fressende Schmetterlinge aus dem Dschungel, das wäre doch etwas für einen Film. Es geht von Zipline zu Zipline, immer weittter in den Dschungel bis wir vor unserem Baumhaus stehen.

Kein Scherz, man hat ein Baumhaus groß genug für 15 Personen gebaut, über mehrere Stockwerke mit Dusche und Trinkwasser. Das ist ein wenig zu viel, um es im ersten Moment zu glauben. Wieder kommt mir in den Sinn, dass wir Touristen den Dschungel als eine Attraktion und die Zipline als Adrenalinkick erleben. Gleichzeitig lohnt es sich dieses Stück Natur zu erhalten und die Tiere in Frieden leben zu lassen. Um diese Einsicht aus erster Hand zu erhalten, bezahlen wir viel Geld, das wiederum direkt in den Naturschutz fließt. So schlecht scheint es also doch nicht zu sein. Eine kalte Dusche mit Panorama, Sonnenuntergang im Dschungel, ein fantastischer Sternenhimmel, die üblichen, lauten Tiergeräusche während der Nacht, wir bereuen es keineswegs diese Tour gebucht zu haben.

Sonnenuntergang im Dschungel.

Am nächsten Morgen stehen wir vor Sonnenaufgang auf, um die Ziplines in der Dämmerung zu genießen. Im Gegensatz zu gestern sind alle Strecken schnell und so kommt es vor, dass wir das laute „break, break!“ des Reiseführers durch das Tal hören als einer von uns zu schnell auf das Ende zu fährt. Diese zwei Tage werden uns auf jeden Fall in Erinnerung bleiben und auf meiner Liste der besten Erlebnisse sehr weit oben stehen.

Zurück in Huay Xai können wir die Anstrengungen der vergangenen zwei Tage deutlich spüren. Zu Abend genießen wir den Sonnenuntergang über dem Mekong von einem Kloster aus, das sich über dem Ort erhebt. In diesem Kloster kann man auch mit Mönchen über Buddhismus, Laos und dergleichen sprechen. Bisher haben wir uns nur nicht dazu durchringen können. Ein junger Mönch nimmt uns die Entscheidung ab und fragt, ob er sich zu uns setzen kann, um sein Englisch zu verbessern. Nach einem langen Gespräch mit ihm werden die Glocken für das 6-Uhr Gebet geläutet. Wir folgen seiner Einladung und setzen uns an das hintere Ende des Tempels, um den Mönchen bei ihren Gebeten und Gesängen zu lauschen. Das ist tatsächlich etwas, was man einmal erlebt haben sollte.

Es waren einige sehr ereignisreiche Tage und wir sind froh, dass wir zwei Tage auf dem Boot nach Luang Prabang einfach nichts tun müssen.

PS: Videos von der Zipline folgen später.

  1. Lilo Hartung

    Unglaublich! Ihr erlebt in wenigen Tagen, was andere ihr ganzen Leben nicht erleben konnten! Das würde ja aufgearbeitet für einen guten Dokumentarfilm reichen und euch die nächste Reise finanzieren.