Fazit China

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Wir haben Festlandchina verlassen und sind nach Hong Kong übergesetzt. Zeit für ein Fazit.

Drei Wochen haben wir in Ostchina verbracht und im Prinzip das Gebiet des alten Kaiserreichs befahren. Tatsächlich ist das heutige Land viermal so groß, vor allem mit Tibet und dem dünner bevölkerten Westen.

Was hat uns gefallen?

Das Essen. Im Norden ist man eher Nudeln, im Süden eher Reis. Chinesisch-muslimische Gerichte schmecken auch fantastisch. Das Streetfood ist der Wahnsinn. Die Früchte sind sogar noch besser.

Das U-Bahn-System, egal wo, kostet sehr wenig und funktioniert einwandfrei, auch zur rush hour.

Die Menschen sind sehr freundlich und man kann im Prinzip jede Situation mit einem Lächeln lösen.

Wechat, das chinesische Pendant zu Facebook und Whatsapp, in einem. Probiert es ruhig einmal aus.

China kann man hervorragend mit dem Zug bereisen und die Benutzung der Bahnhöfe ist idiotensicher.

Was war nicht so gut?

Die Preise. Wir haben uns sehr schnell an die Preise gewöhnt und fanden dann selbst ein Essen für 30 rmb teuer, umgerechnet etwa 4 €. Das ist natürlich Unsinn, denn wir haben bisher nirgendwo so gut und günstig gegessen wie in China.

Einige Internetseiten sind geblockt, ihr könnt euch denken, welche. Daran kann man sich gewöhnen, aber zum Reisen ist es umständlich.

Die meisten Chinesen haben ein Talent dafür, mitten im Weg, auf der Treppe, in der Tür … stehen zu bleiben, gerne auch als große Gruppe.

In einem Wort: Guangzhou. Ich habe keine Ahnung wie die Stadt aussieht, aber alles zwischen unserer Ankunft am Südbahnhof bis zur Abfahrt nach Hongkong am Ostbahnhof war eine einzige Katastrophe. Am Südbahnhof angekommen, schickt man uns weiter nach Guangzhou East, was an sich kein Problem ist, darauf waren wir vorbereitet. Andererseits kann man auch in die nächste Stadt Shenzhen fahren, dort die Grenze zu Fuß überqueren und dann in die Hongkonger U-Bahn steigen. Dazu kann uns nur niemand etwas erzählen. Also nach Guangzhou East. Dort eingetroffen finden wir bald den Ticketschalter für die Verbindung nach Hongkong-Kowloon. Dieser hat jedoch nur noch Tickets für den Zug um 20:30, alles andere ist ausgebuht. Bis dahin sind es noch drei Stunden. In der Erwartung, dass wir die Tickets mit unserer VISA-Karte bezahlen können, wie an jedem bisherigen Bahnhof, haben wir kein weiteres chinesisches Bargeld abgehoben. Am Schalter heißt es dann barsch „Only Cash. Hongkong Dollar“. 

Hongkong Dollar haben wir noch nicht und ebenso barsch verweist sie uns an den Schalter nebenan, der chinesische rmb akzeptiert. Haben wir auch nicht mehr, wir wollen schließlich ausreisen. Auf die Frage, wo wir denn Bargeld bekommen können, bellt sie uns ein „I don’t know“ entgegen.

Haltet euch fest, es gibt am ganzen Bahnhof keinen einzigen Geldautomaten, das bestätigt uns bald darauf auch die Bahnhofswirtschaft. Stattdessen versuchen wir Tickets nach Shenzhen zu kaufen, aber dafür gibt es nur die Ticketautomaten, für die man eine chinesische ID-Karte benötigt. Der Internetzugang wechselt je nachos Laune des Bahnhofs, sodass wir nicht einmal verlässliche Informationen aus dem Netz bekommen. Gerne würden wir auch unserem Hostel eine Nachricht schicken, dass wir später kommen und sie unsere Buchung behalten. Nachdem wir bei einem Reisebüro unsere Notfall-Euros in Hongkong Dollar umgetauscht haben, können wir endlich die Fahrkarten kaufen. Jetzt wäre es schön dem Hostel zu schreiben, aber vermutlich kann meine chinesische SIM-Karte auch kein mobiles Internet mehr bereit stellen, weil das Guthaben aufgebraucht ist. Der Handyverkäufer akzeptiert nur Bargeld, was sonst, schließlich sind wir hier an einem Bahnhof der drittgrößten Stadt Chinas, wo Züge in alle Himmelsrichtungen, auch nach Hongkong abfahren. Ich komme mir vor wie auf der Suche nach dem Passierschein A-38. Beim Reisebüro tausche ich noch einmal Geld, ich benötige nur 50 rmb. Ich habe noch 700 Rubel, umgerechnet etwa 10 €, und 50 rmb sind etwa 7€. Meine Chancen stehen also nicht schlecht, theoretisch. Praktisch tauscht sie keine Rubel, vermutlich lohnt sich der Kurs nicht. Dann halt in Dollar. Zurück beim Handyverkäufer kann ich die Sim-Karte aufladen, das wird sogar für mich erledigt. Allein, ich habe dann immer noch kein mobiles Internet, obwohl es funktionieren müsste. Niemand kann mir helfen. Also versuche ich das Hostel anzurufen, leider geht das nicht, denn dafür braucht man eine extra SIM. Nagut, ich versuche den Kauf zu stornieren doch wundersamerweise hat mein Handy bereits mehr als die Hälfte des neuen Guthabens verbraten und eine Rücknahme ist dadurch ausgeschlossen.

Gab es kuriose Erlebnisse?

Die Stadtreinigung spielt Stille Nacht.

In Yangshuo wollte ich mir die CD eines Straßenmusikers kaufen, hatte aber 5 rmb zu wenig. Nachdem ich lange in meinem Portemonnaie gesucht hatte, hielt mir ein Passant plötzlich 10 rmb hin, um mir auszuhelfen.

In Hangzhou wollte ich am Bahnhof Essen bestellen. Als ich an der Reihe war, sprach mich die Verkäuferin zuerst auf chinesisch an, sah dann mein Gesicht und rief verzweifelt, lachend, rot werdend und hilfesuchend etwas auf chinesisch. Alle Augen, die Gäste in der Schlange und aller Verkäufer richteten sich auf mich. Höchst amüsiert stand ich da, als im nächsten Moment die englisch sprechende Erlösung kam (für die Verkäuferin davor, denn wir hätten uns bestimmt super verstanden, wenn ich auf die Bilder gezeigt hätte). Alles in allem, fand ich die ganze Aktion aber sehr freundlich vom Personal.

Und die Sprache?

Julia hat einen Chinesisch-Kurs an der Volkshochschule besucht. Das hat ungemein geholfen, vor allem beim Einkaufen.

Es hilft sehr die Wörter für Norden (bei), Osten (dong), Süden (nan) und Westen (xi) zu kennen. Nach diesem Prinzip funktionieren die Namen der großen Bahnhöfe, Ausgänge und die Namen einiger Städte, siehe Beijing, Nanjing und Xi’an. So findet man auch schnell heraus, was auf der Fahrkarte steht.

Wiederkommen?

Ernst gemeint? Wir reden hier über China. Wir haben nur die Oberfläche angekratzt. Natürlich kommen wir wieder.

  1. Sabine Böhnke

    Meine lieben Kinder, nun möchte ich die
    Gelegenheit hier nutzen, Euch auch mal zu antworten. Ich finde garkeine richtig treffenden Worte. Alles, was Ihr in China erlebt, ist so wahnsinnig viel und laut Euren präzisen Beschreibungen atemberaubend beeindruckend. Die Verkehrsunternehmen, wie Ihr sie erlebt funktionieren bestimmt besser und effektiver als hier bei uns in Berlin. Ich freu mich so riesig, was Ihr erlebt, Euch bildet und einen ganz anderen Menschenschlag erlebt und kennenlernt. Was mich beeindruckt, ist die bunte Vielfalt der Farben, die fröhlich lächelnden Gesichter der Menschen, was man so hört. Ich kenne Kollegen, die selbst schon in Singapur waren, und alle sagten, dass Singapur bis jetzt das schönste war, was sie gesehen haben.