Große Pläne hatte ich für diesen Artikel, denn auch Nanjing war einmal die Hauptstadt von China und ist damit sehr historisch. Jedoch hat mich gestern eine Erkältung niedergestreckt und so wird dieser Beitrag doch nicht so lang.
Nanjing bedeutet Südliche Hauptstadt so wie Beijing mit Nördliche Hauptstadt übersetzt wird. Nanjing ist eine verkleinerte Version von Peking. Immer noch groß, aber weniger Smog, Lärm und Unordnung. Leider überschattet ein finsteres Kapitel die Geschichte der Stadt.
Noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, weitete Japan seine imperialistischen Bestrebungen aus und marschierte 1937 in Festlandchina ein. Vom ständigen Bürgerkrieg zerfressen, konnte die chinesische Armee die Hauptstadt Nanjing nicht halten. Es kam zum Massaker von Nanjing, als japanische Soldaten über sechs Wochen hinweg die Bevölkerung töteten, Mädchen und Frauen misshandelten und andere Greueltaten begingen. Etwa 200000 bis 300000 Stadtbewohner ließen ihr Leben. Nach der Kapitulation war es in Japan nicht einfach dieses und andere Ereignisse des Krieges aufzuarbeiten. Sean, den wir im Hostel in Peking kennen gelernt hatten, hat mir das Buch The rape of Nanking empfohlen. In Japan gab es dafür enorme Kritik.
Zum Gedenken der Opfer wurde in Nanjing die Memorial Hall errichtet, nicht gerade schön, aber sehenswert. Einige Reiseführer warnen davor, Kinder dorthin mitzunehmen. Das ist verständlich, denn die Bilder und Skulpturen sind dermaßen plastisch und grausam, dass so mancher davon bestimmt Albträume bekommt.
Um einiges angenehmer fällt der Besuch beim Konfuzius-Tempel aus, der sich in der neu errichteten Altstadt befindet (Nanjing wurde während des Kriegs mit Japan bombardiert). Am Abend steht eines fest: Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss und die Frau das ihrige. Julia geht shoppen und ich mache Fotos von der nächtlichen und sehr belebten Altstadt. Ehe ich mich versehe, lande ich nach den Fotos selbst in einem Geschäft und bin um ein paar neue Laufschuhe und einen Pullover reicher.
Nach einer nicht ganz so erholsamen Nacht, in der mich die Erkältung überrennt, verbringe ich den nächsten Tag lieber mit Tee und Buch im Bett und lasse das Sightseeing sein. Das lächelnde Gesicht auf dem Titelbild dieses Artikels gehört übrigens nicht dem Meister Konfuzius, sondern einem seiner Schüler.
Katzen beherrschen den Konfuzius-Tempel und brauchen vermutlich auch furchtbar viel Musik.
Die Laufschuhe sind tot. Lang leben die Laufschuhe.
Lilo Hartung
Heißt das nun, daß die schönen Schuhe mur einen Tag gehalten haben? Wirklich schade. Wir haben leider Nanjing mehr aus dem Bus heraus erlebt, dafür blieben aber unsere Schuhe ganz. Übrigens, während der 2. Hälfte unserer Chinareise habe ich eine echte Chinagrippe bekommen und mich bis Honkong nur so hingeschleppt. Aber es gab tatsächlich Antibiotika ohne Rezept in der Apotheke.
Christian Böhnke
Ich hab mir von daheim meine Laufschuhe mitgenommen, die blauen. Das ich die auf der Reise irgendwann entsorge, war klar. Allerdings hatte ich schon am zweiten Tag in St. Petersburg nasse Füße, weil die Sohle hinüber war. Deshalb habe ich mir in Nanjing die neuen grauen gekauft.