Auf alten Spuren

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Wenn wir Freunden von unseren Reiseplänen erzählt hatten, hieß es immer „Oh, die Mongolei, da würde ich auch so gerne einmal hinfahren“. Seltsamerweise erscheint uns die Mongolei so weit entfernt und ist doch näher als Australien oder China. Um ehrlich zu sein: Wir hatten keine Ahnung, was uns hier erwartet. Anders als der Rest der Reise ist der mongolische Teil von einer Agentur komplett durchorganisiert und wir brauchten uns keine Gedanken zu machen. Tatsächlich ist die Mongolei unser beider Traum gewesen und eine Reise hierher schien so wahrscheinlich wie eine Reise in die Antarktis. Jetzt wo wir hier sind, erscheint die Antarktis plötzlich nicht mehr so fern zu sein.

Als wir am frühen Freitagmorgen mit dem Zug in Ulanbaatar ankommen, werden wir am Bahnsteig auch schon von Ghana, unserer Reiseleiterin, erwartet. Ein Minibus fährt uns aus der gerade erwachenden Stadt hinaus in die verschneiten Berge, genauer in den Terelj-Nationalpark. Dort beziehen wir eine urgemütliche Jurte. Wir sind wieder einmal außerhalb der Saison unterwegs und abgesehen von Ghana und dem Fahrer die einzigen Gäste im Camp. Kein Wunder, nachts schneit es und wenn der Wind pfeift, ist es sehr kalt. Dennoch genießen wir hier unsere Zeit, alles ist so friedlich und ruhig.

Ghana bringt uns die mongolische Kultur Stück für Stück näher. Einst schamanistisch, hat sich sehr bald der Buddhismus durchgesetzt. Nach einer Wanderung zum Turtle Rock – der Name ist nicht von ungefähr, ein riesiger Stein, der wie eine Schildkröte aussieht – besuchen wir einen alten Tempel in den Bergen. Es sind die Kleinigkeiten, die es interessant machen. Bevor man den Tempel betritt, umrundet man ihn im Uhrzeigersinn und dreht dabei die Mantrarollen. Den Tempel verlässt man rückwärts, denn man kehrt den Gottheiten nicht seinen Rücken zu.

Zum ersten Mal ist es hier auf unserer Reise auch dunkel genug, um einen vernünftigen, also traumhaften, Sternenhimmel zu sehen. Die Sterne lassen sich aber erst blicken, nachdem schwere Wolken aus den Bergen unser Lager mit Schnee bedeckt haben. Ja, es schneiht, im Grunde jede Nacht. Mit Schnee hatten wir in der Mongolei überhaupt nicht gerechnet.

Unsere Jurte. Bei Nacht. In der Mongolei.

Nach dem Terelj-Nationalpark fahren wir über endlose Straßen durch die mongolische Steppe. Der träumerische Blick aus dem Fenster wird jäh unterbrochen, als wir mitten im Nirgendwo vor einer Jurte halten. Der Besitzer lässt uns eintreten und serviert Arag, vergorene Pferdemilch, ein Träumchen.

Nach dieser Erfrischung geht es weiter in Richtung Kharkorum. Im 13. Jahrhundert wurde sie von Dchingis Khan als Hauptstadt seines Großmongolischen Reiches gegründet. In seinem Reich herrschte Religionsfreiheit und so fanden sich in der Stadt Christen, Buddhisten, Chinesen und Muslime mit ihren jeweiligen Gotteshäusern.

Heute ist vom alten Kharakorum kaum noch etwas übrig, nachdem es mehrmals angegriffen und zerstört wurde. In der Stadt gibt es ein kleines Museum. Dieses verlassen wir nach unserem Rundgang sogar freiwillig, als wir laut redend einige Berliner ausmachen. Schon komisch, daheim wird in Museen immer geflüstert, kaum ist man im Ausland, scheint diese Regel nicht mehr zu gelten.

Nachdem wir Kharakorum verlassen haben, fahren wir schnurstracks gen Osten in den Hustai-Nationalpark, um noch vor Einbruch der Nacht die dort ansässigen Wildpferde zu sehen.

Turtle Rock (Stein) und Dschingis Khan (Edelstahl)


Geier gibt es hier häufiger.


Kein Scherz, wir sind auf Kamelen geritten, auf Dünen, die von Schnee bedeckt sind.


Wildpferde im Hustai-Nationalpark

  1. Lilo Hartung

    Der Neid ist himmelhoch, aber Stutenmilch hätte ich dennoch nicht getrunken. Opa schon, damals in Kleinasien. Alles Liebe Oma und Opa.