Während wir mit dem Bus nach Irkutsk klappern, bestaunen wir den ersten Schnee. Der Winter naht, der Winter naht…
USA oder Russland?
Es ist entsprechend kalt. Einen Herbst hat es nicht gegeben, stattdessen ist die Jahreszeit einfach von Spätsommer auf Winter gesprungen. So haben wir dann in Irkutsk auch unsere erste Schneeballschlacht des Jahres.
Heute, am nächsten Tag, ist es noch ein wenig kälter geworden. Das einzige, was uns hier fehlt, sind Handschuhe. Julia wollte welche mitnehmen, ich fand das aber unnötig. „Pack die Handschuhe nicht ein“, hab ich gesagt. „Die brauchst du nicht“, hab ich gesagt. Jetzt ist mir kalt und ich gehe mir ein paar Hnadschuhe kaufen.
Wo? Auf dem Markt, mitten in Irkutsk. Ich finde ja, man kann ein Land, oder besser die Kultur begreifen, wenn man einen Markt besucht. Ähnlich wie auf dem Fischmarkt in Listwjanka, werden wir auch hier von allen Seiten angesprochen. Als Tourist fallen wir leider auf.
Neben dem Kleidermarkt, auf dem wir unsere ersehnten Handschuhe finden, gibt es auch einen Obst- und Gemüsemarkt, wo wir uns für die nächste Zugfahrt nach Ulan-Bator eindecken. In der Halle werden dann vor allem Brot, Fisch und Fleisch angeboten. Am meisten begeistern uns die Kuh- und Schweinenasen, die in der Theke ausliegen, daneben auch Hirn, Zunge, Ohren und Füße.
Das ist etwas, was wir in Deutschland missen: Dass, wenn schon ein Tier geschlachtet wurde, auch alles beim Metzger gekauft werden kann. Wenn das Tier schon wegen uns sterben muss, kann man auch ruhig alles davon konsumieren. Nun werden die restlichen Teile vom Tier bei uns sicher auch irgendwie noch verwertet. Allerdings würde es unseren Bezug zu Fleisch sicher beeinflussen, wenn wir mehr vom Tier verwenden würden, als nur die ansehlichen Körperteile.
Ebenso auffällig sind die höheren Preise für Fleisch, während Brot sehr günstig ist. Auch sehr gut, könnte man bei uns zu Hause auch mal überdenken.
Morgen geht das Abenteuer auf der Transsib weiter. Es kommt uns aber nicht mehr so vor, als würden wir noch die Transsib bereisen, eine Begleiterscheinung der einwöchigen Pause. Damit haben wir Russland beinahe abgeschlossen und machen uns langsam auf den Weg in Richtung Mongolei.
Lilo Hartung
Evi hat mir erzählt, daß alle nicht so präsentative Teile z.B. vom Hähnchen bei uns nach Afrika gehen. Das ist dort wesentlich billiger als ihre eigene Produktion, weshalb die auch unter den deutschen Importen leidet. Deshalb geben wir wiederum Entwicklungshilfe an diese Länder und sind auch noch stolz darauf! Schön blöd, diese Politik, oder? Ich kauf nun immer ein ganzes, aber natürlich totes Hähnchen.