Der Räucherfisch und die Odyssee

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„Russen lächeln nicht“, wurde uns des Öfteren erzählt. Dascha und Slava belehren uns eines besseren und lachen schallend durch den Bus, der uns von Irkutsk nach Listwjanka am Baikalsee fährt. Eine Woche wollen wir dort verbringen und uns entspannen, nachdem wir mehrere Nächte im Zug verbracht hatten. Sagte ich entspannen? Noch nicht, denn zuerst hat der Bus ein Problem mit dem Motor und muss am Straßenrand halten. Bald nimmt uns der entgegen kommende Bus auf und bringt uns endlich ans Ziel.

An dieser Stelle muss ich mich bei den Russen einmal für ihre grandiose Hilfsbereitschaft bedanken. Man sollte meinen, in Sibirien kommt man nur noch mit Russisch weiter. Doch dann dreht sich im Bus eine Mitfahrerin zu mir um und fragt in beinahe akzentfreiem Deutsch, ob wir denn schon eine Unterkunft hätten. Nach dem Aussteigen erklärt sie uns, wo wir hingehen müssen und um uns noch besser zu helfen, spaziert sie kurzerhand zu einem Anwohner und lässt sich den Weg sehr detailliert erklären. Man tut viel, um uns zu helfen…leider nützt es nichts. Wir stapfen die Straße entlang und können das Hostel nicht finden. Als wir Anwohnern die Adresse zeigen, schickt man uns in alle Himmelsrichtungen. Als wir es endlich erreichen, ist niemand da. Etwas frustriert kommen wir in einem anderen Hostel für eine Nacht unter.

Bei geräuchertem Omul, sehr leckerer Seebewohner, halten wir Kriegsrat am Strand. Listwjanka ist hübsch und gemütlich, ein kleiner Ort, der sich zwischen Bergen und See an das Ufer schmiegt. Was wollten wir nicht alles hier unternehmen: Eine Fahrt mit der Baikalbahn (wir haben noch nicht genug von Zügen), wandern, mit dem Boot auf den See fahren, Banja, Banja, Banja…aber wir kommen knapp außerhalb der Saison. Die Baikalbahn fährt nur noch einmal die Woche und endet nachts in Irkutsk, wo wir jetzt noch nicht hin wollen. Irgendwie ist Listwjanka doch nicht das Richtige für uns. Aber der Fisch schmeckt hervorragend.

Hatte ich schon erwähnt, dass Omul lecker schmeckt?

Die Wanderung auf dem Great Baikal Trail ist eine willkommene Abwechslung zu den Schicksalsschlägen. Nur leider haben wir damit zu spät angefangen und müssen auf der Bergkuppe nach fast zwei Stunden wieder umkehren, ansonsten müssten wir in der Dunkelheit den Weg zurück finden.

Auf dem Great Baikal Trail.

Es wird Zeit für eine Veränderung. Wir beschließen unsere Zelte hier abzubrechen und fahren morgen früh mit dem Bus auf die Baikalinsel Olchon.

  1. Lilo Hartung

    Fisch in Sibirien ist etwas ganz delikates. Ich war 3 Wochen bei den Chanten am Ob und man aß dort nur Fisch, wenn er höchsten 2-3 Stunden gefangen war, meist sogar roh, manchmal als Fischsuppe mit Kopf und Schuppen (iii). Nur in einem Ort gab es einen Fischer mit einer Räucherei (1988). Fisch war die Hauptnahrunjg, nach 2 Wochen wollte ich einmal etawsd anderes essen. Ich hatte ein Päckchen Vanillepudding mitgebracht und man opferte etwas Milch von der Schule für mich. Aber ….. man hatte dort nur einen Topf und der Pudding schmeckte wie Fischsuppe!!