Die Kirche auf dem Blut

Veröffentlicht in: Allgemein | 1


Ein etwas älterer Beitrag aus Jekatarinburg. An der Stelle, wo wir uns gerade befinden, stand bis vor zehn Jahren keine Kirche, sondern das Ipjatew-Haus. Folgendes hat sich hier zugetragen.

Nachdem der letzte russische Zar Nikolaus II. im Zuge der Oktoberrevolution abdanken musste, wurde die Zarenfamilie im August 1917 nach Sibirien verbannt. Als die Bolschewiki in Russland endgültig die Macht übernommen hatten, plante man den Zaren in einem Schauprozess vor Gericht zu stellen. Einige Bolschewiki empfanden die Gefahr jedoch zu groß, dass der Zar vor Gericht Symphatien erhalten könnte. Ebenso wollte man den Kontorrevolutionären keine Symbolfiguren überlassen.

Als die Zarenfamilie schließlich auf dem Weg nach Moskau in Jekatarinenburg im Ipjatew-Haus Halt machte, traf der Befehl ein, die gesamte Familie hinzurichten. Alle Personen, darunter der Zar, seine Frau und Kinder sowie weitere Angehörige, wurden im Keller des Hauses versammelt und erschossen. Dies geschah in der Nacht vom 16. auf den 17. Juli 1918.

Das Ipjatew-Haus bestand noch mehrere Jahrzehnte fort und wurde 1977 unter der Aufsicht von Boris Jelzin, dem damaligen Parteisekretär in Jekatarinburg, abgerissen. An dieser Stelle wurde dann zwischen 2002 und 2003 die Kathedrale auf dem Blut errichtet. Neben vielen Touristen der Transsibirischen Eisenbahn wird sie unter anderem auch von Anhängern der alten russischen Monarchie besucht.

In der Kirche selbst gibt es am Altar eine Ikonographie von Zar Nikolaus II. als Heiligen. Das heutige Bild ist ein anderes als damals. Während es vor allem Lenin als nötig erachtete, die Zarenfamilie zu ermorden, wurde sie doch Jahrzehnte später von der orthodoxen Kirche heilig gesprochen. Ebenso gibt es im Bahnhof von Jekatarinburg ein Wandgemälde, auf dem die Zarenfamilie in den Himmel aufsteigt. Es war sicher nicht die populärste Handlung der Bolschewiki die Zarenfamilie auszulöschen und heutzutage scheint es aufgearbeitet zu werden.

  1. Lilo Hartung

    Der Haß war wohl unbeschreiblich groß, vgl. die französdische Revolution. Ich lese gerade ein Buch über die 60er und 70er Jahre des letzten Jh.s. Es ist un faßbar, wie da die Israelis und Syrier mit den (christlichen)Libanesen umgegangen sind, aber insbesondere auch mit den Palestinenzern. Heute sind es die Syrer, die ermordet werden. Natürlich wissen wir, daß all das viel tiefere Wurzeln hat, aber es hat immer mit Geld und Macht zu tun.