Sein St. Petersburg (Ein Mann, eine Stadt)

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Dieser Blogeintrag ist jetzt schon zwei Tage alt. Ich hab es erst in Moskau geschafft, ihn fertig zu schreiben.

Der vorherige Tag in der Ermitage steckt uns noch in den Knochen. Von daher sind wir recht froh den Tag mit einer Bootstour zu beginnen. Wir beschließen zur Anlegestelle zu laufen, müssen uns aber dem zunehmenden Regen beugen. Allein Patricia hat das passende Schuhwerk an. Julia und ich dagegen tragen unsere Laufschuhe, die den Regen gewissermaßen dazu einladen unsere Füße zu bewässern. Etwas durchnässt erreichen wir das Boot, kaufen die Tickets und wärmen uns bis zur Abfahrt im Café nebenan auf. Leider wird es der Bedienung bald zu warm und sie öffnet direkt neben uns die Eingangstür, soviel zur Wärme.

Die Bootstour ist fantastisch. Während wir in Decken eingewickelt entschlossen Wind und etwas Regen trotzen, fuhet uns Mike auf Englisch durch St. Petersburg vom Wasser aus.

Mein persönliches Highlight ist die Stadtmitte, die nicht auf festem Grund, sondern inmitten des Flusses Newa liegt. Die Erklärung ist ebenso verblüffend wie einfach: Die Stadtgründer wollten mehr Schiffe anlocken, wenn das Zentrum auf dem Wasser liegt.

Nach der Tour trennen sich unsere Wege, die Damen möchten bummeln, also shoppen. Ich stehle mich davon und suche am Kanal die berühmten Greifenstatuen.

Das Marinemuseum, das ich danach besuche, enthält eine beeindruckende Sammlung an Schiffsmodellen, die mein Bastlerherz höher schlagen lassen. Es wird auch viel über die Geschichte St. Petersburgs berichtet, immerhin muss sich die Stadtgründung im sumpfigen Delta der Newa recht abenteuerlich abgespielt haben. Ebenso steht hier viel über den Aufbau der russischen Flotte, mit der Peter der Große Schweden besiegt und die Ostsee unter seine Kontrolle gebracht hat. Mein Problem ist nur: Es ist alles auf russisch.

Das Highlight der Ausstellung ist ein uraltes U-Boot, das gerade einmal Platz für zwei Personen bietet: Den Steuermann und den Ruderer, der über ein Rad die Schraube antreibt.

Ich habe noch reichlich Zeit und erkunde das Nordufer der Newa. In der Kirche St. Petersburg House of the Optina Friary kann ich mich kurz ausruhen, aufwärmen und dabei die Schönheit der orthodoxen Kirchen bewundern.Die Kirche ist erfüllt von dem Duft der vielen Weihrauchkerzen.

Nach einem langen Spaziergang an der Newa finden sich meine Reisegefährtinnen wieder ein und wir speisen geradezu fantastisch in einem Restaurant, dass mich sehr stark an Alice im Wunderland erinnert.

Wir lassen den Abend in einer Jazzbar ausklingen, wo uns ein symphatischer Barkeeper weniger Worte hervorragende Cocktails zubereitet.

Auf zum letzten Tag. Was fehlt? Peter und Paul, die alte Festung, die Peter der Große zur Sicherung der Stadt errichtet hat. Auch wenn es sehr kalt ist, können wir nicht widerstehen mit den Füßen in die Newa zu spazieren.

Nagut, ein Museum fehlt noch, und zwar das Wohnhaus von Sergei Kirow, einem Gefolgsmann Stalins. Es gibt englische Reiseführer für dieses kleine und urige Museum. Leider fehlt mir ein bisschen zur Geschichte dieser Zeit, da blicke ich noch nicht ganz durch und hatte gehofft in Russland mehr zu erfahren.

Wer eine neue Stadt kennen lernen möchte, erst recht, wenn man die Sprache nicht beherrscht, der sollte auch mal mit dem Bus fahren. Es gibt kaum eine bessere Art Stadt und Leute kennen zu lernen, vor allem dann, wenn der Bus doch nicht dorthin fährt, wo man eigentlich hin wollte. So kommt es auch, dass wir auf dem Markt einkaufen und dem Verkäufer mit Händen und Füßen verständlich machen, dass wir nur eine statt zwei Handvoll Tomaten. Es macht einfach Spaß. Plus Äpfel und Gurken kostet es uns bedeutend weniger als wir selbst auf dem türkischen Markt in Berlin bezahlt hätten.

St. Petersburg, wir lieben dich. Heute ist leider unser letzter Abend in der Stadt.

Ein letzter Blick auf die Ermitage.